Datenbank: Games und Erinnerungskultur

Let's Remember Team
Veröffentlicht am 7. August 2024

 


Games greifen auf vielfältige Weise die Vergangenheit auf, sei es als narratives Setting oder an historische Prozesse angelehntes Spielsysteme. Manche von ihnen möchten gezielt an geschichtliche Ereignisse erinnern oder zum Diskutieren anregen. Andere nutzen originelle Mittel, um Informationen über die Vergangenheit zu vermitteln – oder sie lassen bewusst und unbewusst erinnerungskulturelle Lücken. Um Orientierung in der Vielfalt der Angebote und Zugänge zu schaffen, sammelt die Datenbank „Games und Erinnerungskultur“ von Expertin*innen kuratierte und eingeordnete Games, die von Relevanz für die Erinnerungskultur sind.

Was ist ein erinnerungskulturell relevantes Spiel?

In digitales Spielen werden historische Ereignisse thematisiert und erfahrbar gemacht. Da sie ein Massenmedium sind, prägen sie die Art und Weise, wie Gesellschaften kulturell ihre Geschichte aushandeln. Oder anders formuliert, wie Menschen sich an die Vergangenheit erinnern und diese medial vergegenwärtigen. Ein Spiel ist also schon dann erinnerungskulturell relevant, wenn es historische Themen inszeniert. In vorliegenden Fall sind dies vorrangig Themen der deutschen Zeitgeschichte wie die nationalsozialistische Herrschaft, Holocaust, Weltkriege, Kolonialismus, deutsch-deutsche Geschichte, sowie Migrationsgeschichte. Ein Beispiel dafür ist das Spiel Through the Darkest of Times (Paintbucket Games, 2020), das sich mit der NS-Zeit aus Sicht einer zivilen Widerstandsgruppe in Berlin auseinandersetzt.

Through the Darkest of Times

Thema: Antisemitismus, Holocaust, Nationalsozialistische Herrschaft, Politische Radikalisierung, Widerstand, Zweiter Weltkrieg
Erscheinungsjahr: 2020

Erinnerungskultur hat eine normative Ebene, insbesondere wenn an historisches Unrecht und Verbrechen erinnert und werden soll. Dies geschieht mit der Zielsetzung durch Bildung die Bedingungen zu schaffen, erneutes Unrecht zukünftig zu verhindern. Daher sind auch digitale Spiele, die gegenwärtige, gesellschaftlich und politisch relevante Themen aufgreifen, erinnerungskulturell relevant. Dies sind beispielsweise Themen wie Antisemitismus, Rassismus, Flucht und Vertreibung oder politische Radikalisierung. Die Anzahl an Spielen, die sich dezidiert dem Anliegen politisch-historischer Aufklärung oder Bildungsarbeit verschreiben, steigt stetig. Diese Datenbank ist auch als ein Monitoring und Informationsangebot über diesen Teilbereich digitaler Spielekultur zu verstehen. Ein Beispiel dafür ist das Spiel Disco Elysium (ZA/UM, 2019), das in seiner Geschichte eine Vielfalt an Themen wie Kommunismus, Faschismus, Feminismus etc. behandelt.

Disco Elysium – The Final Cut

Thema: Antisemitismus, Flucht und Migration, Politische Radikalisierung, Wirtschaft
Erscheinungsjahr: 2019

Darüber hinaus sind einige Spiele aufgeführt, die aus medienhistorischen und spielkulturellen Gründen relevant erscheinen. Dies können Titel sein, die gesellschaftliche Debatten über den kulturellen Status digitaler Spiele ausgelöst haben; oder auch solche Spieletitel, die auf spielmechanischer Ebene eine Vorreiterrolle eingenommen haben; oder schlicht aufgrund ihrer hohen Spieler*innenzahlen eine hervorgehobene spielkulturelle Bedeutung besitzen. Ein Beispiel dafür ist eine der wohl erfolgreichsten Spielereihen überhaupt, Call of Duty (Activision, seit 2003), die verschiedene, teils historische Schauplätze bedient und mit mehreren Einträgen in der Datenbank vertreten ist.

Call of Duty: Black Ops – Cold War

Thema: DDR, Kalter Krieg, Politische Radikalisierung
Erscheinungsjahr: 2020

Die Datenbank wird regelmäßig aktualisiert und erweitert, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.