Metro: Last Light
Der Shooter Metro: Last Light ist in einem postapokalyptischen, mit paranormalen Elementen angereicherten, fiktionalen Setting angesiedelt. Nach einem nuklearen Armageddon ist menschliches Leben nur mehr unter der Oberfläche in der Moskauer Metro möglich. Die Spielenden steuern den Protagonisten Artjom durch lineare Levels, die entweder in klassischer Ego-Shooter-Manier durch Feuergefechte oder durch Schleichen und das heimliche Ausschalten von Gegnern erschlossen werden.
Trailer
Erinnerungskulturelle Einordnung
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Der First-Person-Shooter Metro: Last Light ist in einem postapokalyptischen, mit paranormalen Elementen angereicherten, fiktionalen Setting angesiedelt. Nach einem nuklearen Armageddon ist menschliches Leben nur mehr unter der Oberfläche in der Moskauer Metro möglich, innerhalb der sich ein Netz aus Zwergstaaten, darunter auch einer kommunistischen „Red Line“ und dem faschistischen „Fourth Reich“, bildet. Neben Konflikten untereinander im Kampf um Platz und Ressourcen werden die Überlebenden von Strahlung und Mutanten bedroht. Die:der Spieler:in steuert den Protagonisten Artjom durch lineare Levels, die entweder in klassischer Ego-Shooter-Manier durch Feuergefechte oder durch Schleichen und das heimliche Ausschalten von Gegnern erschlossen werden. Hin und wieder gilt es Abschnitte an der Oberfläche zu durchqueren, die besonders kampflastig ausfallen. Zusätzlich sorgt die Spielmechanik, sich mittels einer Schutzmaske und Partikelfiltern vor giftigen Gasen oder strahlenden Teilchen in der Luft zu schützen, für Zeitdruck. Die vielen Unterhaltungen, die beim Durchqueren der Stationen belauscht werden können, sowie das detailreiche Leveldesign sorgen für eine dichte und stimmige Atmosphäre.
Erinnerungskulturelle Bedeutung
Das Spiel repräsentiert mittels der beiden Fraktionen „Fourth Reich“ und „Red Line“ sowohl den Faschismus beziehungsweise Nationalsozialismus als auch den Kommunismus. Dabei wird auf bestimmte Symbole und Codes, beispielsweise rote Fahnen mit einem schwarzen „R“ in einem weißen Kreis oder Englisch mit deutschem Akzent, zurückgegriffen. Außerdem gibt es einen kurzen Levelabschnitt, in dem ein Konzentrationslager durchquert wird. Die Darstellung dieser politischen Ideologien an sich sowie der dadurch ermöglichte Vergleich der Darstellung von Faschismus und Kommunismus machen das Spiel aus erinnerungskultureller Perspektive interessant.
Metro: Last Light ist der zweite von drei Teilen der Metro-Reihe, die wiederum auf den erfolgreichen Romanen des russischen Autors Dmitry Glukhovsky basiert. Aufgrund der Story wie auch des Settings in der nuklearen Postapokalypse ähnelt es der S.T.A.L.K.E.R.– und der Fallout-Reihe. Bei Spielen der Metro-Reihe wird häufig die Spiel-Atmosphäre als besonders gelungen hervorgehoben. Hinsichtlich der Erinnerungskultur zeichnet sich Metro: Last Light dadurch aus, dass es die angesprochenen politischen Ideologien in aller Deutlichkeit darstellt und damit politisch konkreter wird als ähnliche Spiele mit dieser Rahmenhandlung.
Diskussionspunkte
Metro: Last Light wurde weitgehend positiv rezipiert, Kontroversen zu erinnerungskulturell bedeutsamen Themen entstanden im Zuge dieser Rezeptionen allerdings nicht. Dennoch bietet das Spiel mehrere Ansatzpunkte für einen kritische Analyse zur Darstellung von Faschismus oder, weiter gefasst, zur Darstellung von politischen Ideologien in popkulturellen Medien.
Die Sequenz, in der einer Rede des „Führer“ genannten Anführers des „Fourth Reich“ vor einer versammelten Masse an Faschisten gelauscht werden kann, inklusive „Slawa“-Rufen (russisch für „Ruhm“) und eindeutiger Handgesten, eignet sich in besonderen Ausmaß für eine Analyse der Repräsentation von Faschismus im Spiel. Dabei drängt sich geradezu ein Gegenwartsbezug auf, da der rechtsextreme, russische Motoradclub „Nachtwölfe“ sich ebenfalls des Wortes „Slawa“ bedient.
Des Weiteren kann die pseudowissenschaftliche Rassentheorie der fiktionalen Neonazis genauer betrachtet werden. Diese unterscheidet zwischen genetisch „reinen“ Menschen und Mutanten anhand äußerlicher Merkmale wie Schädelmaße und nimmt damit eindeutig Bezug auf die nationalsozialistische Rassentheorie und Eugenik.
Die Darstellung eines Konzentrationslagers kann ebenfalls genauer analysiert und mit anderen Darstellungen in Digitalen Spielen, wie in Wolfenstein: The New Order (2014), Call of Duty: WWII (2017) oder Darkest of Days (2009), verglichen werden.
Für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Narrativ des Spiels bietet sich der Vergleich von Faschismus und Kommunismus in der Spielwelt an. Zwar kämpft der Protagonist Artjom zunächst gegen die Faschisten, wobei ihm ein kommunistischer Mitstreiter namens Pavel beisteht, jedoch wird Artjom im Laufe der Handlung von Pavel verraten und die kommunistische Fraktion entpuppt sich als größere Bedrohung als das „Fourth Reich“. Dies kann als Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus, oder gar einer Verharmlosung des Faschismus interpretiert werden. Um dem entgegen zu treten, lohnt sich ein differenzierender Vergleich aus Sicht der politischen Bildung, nicht zuletzt auch deshalb, weil sowohl zum Historikerstreit als auch zu erinnerungskulturellen Spezifika postkommunistischer Staaten Verbindungen gezogen werden können.
In jedem Fall zumindest diskussionswürdig ist auch der „Faction Pack“-DLC, in dem die:der Spieler:in als schwer gepanzerter Soldat Hans für das „Fourth Reich“ in den Kampf zieht und Wellen von kommunistischen Gegnern bekämpft, während seine Mitstreiter Dinge wie „death to the subhumans!“ rufen. Der „Faction Pack“-DLC eignet sich somit als Stein des Anstoßes für eine Diskussion, wie weit Digitale Spiele bei der Thematisierung von Faschismus gehen sollten oder dürfen.
Einsatzmöglichkeiten
Metro: Last Light lässt sich im schulischen Umfeld aufgrund der zwar nicht mehr hohen, aber im Vergleich zur technischen Infrastruktur an Schulen immer noch zu hohen Hardware-Anforderungen sowie der USK-Freigabe ab 16 Jahren am ehesten mittels Gameplay-Videos und Let’s Plays analysieren.
Die Narrative hinsichtlich politischer Ideologien und dabei vor allem die Repräsentation von Faschismus im Spiel eignen sich hervorragend für eine Thematisierung im Unterricht für Geschichte oder Politische Bildung. Aus Sicht des Autors sind zwei Annäherungen an die Themenkomplexe besonders vielversprechend:
Erstens eine qualitative Inhaltsanalyse von zentralen Aspekten wie der Rede des „Führers“ hinsichtlich der Narrative oder Deutungen, die das Spiel den Rezipient:innen anbietet. So kann beispielsweise die Repräsentation von Faschismus im Spiel in einem ersten Schritt rekonstruiert und in einem zweiten kritisch dekonstruiert werden.
Zweitens eignet sich Metro: Last Light für eine handlungs- und subjektorientierte Rezeptionsanalyse der Darstellung und impliziten moralischen Beurteilung von Faschismus und Kommunismus. Nach einer Erhebung von Präkonzepten der Schüler:innen zu diesen politischen Ideologien und der vorerst kommentarlosen Rezeption des Spiels, kann erhoben werden, ob und wie sich die Konzepte der Schüler:innen von Faschismus und Kommunismus verändert haben beziehungsweise welche Vorstellungen dazu durch die Rezeption evoziert wurden. Darauf muss jedoch in jedem Fall eine Reflexion über diesen Prozess stattfinden und das Deutungsangebot des Spiels vom Kommunismus als größerem Übel zurückgewiesen werden.
Weiterführendes Material
- Moriarty, Colin „Metro: Last Light Review. A light at the end of the tunnel„, 13.05.2013, zuletzt aufgerufen am: 15.12.2021.
- Schmitz, Petra „Metro: Last Light im Test – Dunkelhammer“, 13.05.2013, zuletzt aufgerufen am: 15.12.2021.
Zitierempfehlung
Prager, Lorenz. „Metro Last Light“. Datenbank Games und Erinnerungskultur. Stiftung Digitale Spielekultur, 15.11.2021. [URL], zuletzt aufgerufen am: [Datum]