Spielcover: Arma 3: Global Mobilization - Cold War Germany

Arma 3: Global Mobilization – Cold War Germany

Die Erweiterung Global Mobilization – Cold War Germany der Militärsimulation Arma 3 thematisiert militärische Einsätze während des Kalten Kriegs, insbesondere den deutsch-deutschen Konflikt, und verbindet dabei Strategieelemente mit Szenarien, die aus einer First Person-Perspektive gespielt werden.

Allgemeine Infos

  • Entwickler: Vertexmacht (Deutschland / Tschechische Republik)
  • Publisher: Bohemia Interactive
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Genre: Shooter, Simulator
  • Thema: DDR, Kalter Krieg, Widerstand
  • Zugänglichkeit: Deutsche Sprachversion, Englische Sprachversion, Nur Multiplayer
  • Vermittlungspotenzial Gering
  • Zeitaufwand Mittel
  • Komplexität Hoch
Erklärungen zur Bewertung

Trailer

Erinnerungskulturelle Einordnung

Autor: David Praschak

David Praschak ist Student der Geschichte im Master an der Universität Wien. Seine Forschungsthemen sind Neoliberalismus, Authentizität von historischen Darstellungen und der Darstellung von Imperien in digitalen Spielen.

Arma 3 ist eine im 20. Jahrhundert angesiedelte Militärsimulation. In der Downloaderweiterung (kurz: DLC) Global Mobilization – Cold War Germany fokussiert sich das Szenario auf einen fiktiven Konflikt zwischen der BRD und der DDR in den 1980er-Jahren. Das Spiel kann allein im Kampagnenmodus gespielt werden, ist aber vor allem für den Mehrspielermodus konzipiert. Schon im Basisspiel erzählen die Einzelspielerkampagnen hauptsächlich Geschichten über die Konflikte zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt. In dieser Erweiterung wird dies weitergeführt und Dänemark auf der Seite der BRD und Polen auf der Seite der DDR in den Konflikt hineingezogen. Des Weiteren fügt die Erweiterung dem Spiel eine neue Karte namens „Weferlingen“ hinzu, welche nach realem Gelände in Norddeutschland und mit Hilfe von historischen Quellen möglichst realistisch gestaltet wurde.

Vor allem im Mehrspielermodus entfaltet das Spiel sein vollständiges Potential. Hier werden meist durch Spieler*innen generierte Szenarien gespielt. Sowohl in der Kampagne als auch in diesen Szenarien übernehmen die Spielenden die Rolle einzelner Soldat*innen der verschiedenen Fraktionen. Diese übernehmen verschiede Rollen in der militärischen Organisationsstruktur, vom einfachen Fußsoldaten bis hin zur lokalen Kommandoebene. Die Spieler*innen werden in Trupps eingeteilt, welche jeweils von einer/m Offizier*in und einer/m Unteroffizier*in kommandiert werden. Diese erhalten wiederum ihre Befehle von der lokalen Kommandoebene. Das Spielziel lässt sich auf zwei Ebenen zusammenfassen: Einerseits ist da das spezifische Szenario, welches durch das Erreichen des Endes als bestanden gilt. Andererseits ist das eigentliche Spielziel das Rollenspiel im Zuge der Simulation von militärischen Kampfhandlungen und sowohl taktischer als auch strategischer Planung.

Erinnerungskulturelle Bedeutung

Seine erinnerungskulturelle Bedeutung erhält Arma 3 vor allem durch die vielen Möglichkeiten, aktuelle und historische Konflikte nachzuspielen. Durch diverse Erweiterungen und von Spieler*innen erstellte Modifikationen können zum Beispiel der Ukrainekonflikt, der Vietnamkrieg oder der Zweite Weltkrieg nachempfunden werden. Die Erweiterung Global Mobilization nimmt sich der deutsch-deutschen Geschichte an und führt die Spieler in ein für die Zeitgenossen sehr plausibles Szenario: Ein Erhitzen des Kalten Krieges und der Kampf Deutsche gegen Deutsche. Das Heranziehen von historischen Quellen zum Zeitabschnitt und dem Szenario gibt dem DLC weiteren erinnerungskulturellen Wert.

Das Spiel ist Teil der Arma-Reihe, welche wiederum auf der früher erschienen Operation Flashpoint-Reihe desselben Entwicklers aufbaut. Beide Reihen legen einen starken Fokus auf Realismus und Simulation. Innerhalb der beiden Reihen lässt sich eine starke Kontiunität feststellen, indem jedes neue Spiel in seinem Kern eine technisch und grafisch verbesserte Version seiner Vorgänger ist. Arma 3 und die Arma-Reihe haben sich mittlerweile als eine Art Platzhirsch in ihrem Genre etabliert. Seine Einzigartigkeit zieht es aus den mannigfaltigen Möglichkeiten, verschiedenste Konflikte oder Aspekte von Konflikten vom klassischen Krieg bis hin zum Freiheitskampf von Rebellen zu simulieren. Der DLC Global Mobilization ist ein sogenannter Creator-DLC, das bedeutet, dass es sich hier um eine Monetarisierung von Inhalten handelt, welche ursprünglich als kostenlose Modifikationen von User*innen entwickelt wurden.

Diskussionspunkte

Arma 3 wirft durch seinen Realismus und Simulationscharakter einige Fragen auf, welche auch in realen Kriegen immer wieder zur Debatte stehen. Ein wichtiger Diskussionspunkt ist hier die Ethik im Krieg und das Thema Kriegsverbrechen: Das Spiel selbst ahndet diese Verbrechen nicht und ermöglicht den Spieler*innen freies Agieren. Eingeschränkt wird das aber meist durch die Regeln der jeweiligen Spielleitung, die für das jeweiliger Szenario aufgestellt werden. Beim Erstellen eines Szenarios gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Zivilisten in der Kampfzone zu platzieren, sie können aber genauso ausgelassen werden. Des Weiteren kann die Spielleitung auch Spieler*innen aus dem Spiel entfernen, sollten sich diese nicht an die Regeln halten. Außerdem ergeben sich durch das spezifische Szenario des DLC, welches ein klassischen „Was wäre, wenn“- Szenario darstellt, weitere ethische Fragen sowie die Spekulation, wie der mögliche Ausbruch eines „3. Weltkriegs“ die Welt geprägt hätte.

Obwohl sich Arma 3 auch in anderen Szenarien mit den Themen Separatismus und Rebellion auseinandersetzt, liegt der Fokus in der Kampagne der Erweiterungen auf einem klassischeren militärischen Konflikt. Im Mehrspielermodus lassen sich dennoch auch andere Szenarien erstellen und so könnte zum Beispiel der Kampf einer Widerstandsgruppe in der DDR simuliert werden.

Einsatzmöglichkeiten

Zwar bietet das Spiel durch seine Freiheit, den „Sandbox“-Charakter sowie durch die verschiedenen möglichen Szenarien vielerlei Möglichkeiten zum pädagogischen Einsatz. Allerdings ergibt sich durch die sehr hohe Komplexität des Spiels und die Anforderungen in der Szenario-Erstellung wie auch im Spielverlauf eine Hürde, welche die Anwendungsmöglichkeiten einschränkt. Personen, die mit den technischen Aspekten des Spiels ausreichend vertraut sind, könnten spezielle Szenarien für spezifische Lerninhalte erstellen. Wie es beim Militär ein Briefing vor der jeweiligen Mission und ein Debriefing danach gibt, ist dies auch im Mehrspielermodus eine übliche Praxis. In pädagogischen Situationen könnten diese Briefings und Debriefings zur Vor- und Nachbereitung des Themas genutzt werden. Eine weitere Hürde beim Spielen sind die hohen technischen Anforderungen von Arma 3, welche das Spielen ohne entsprechenden Computer unmöglich machen.

Trotz all dieser Hürden bietet Arma 3 und im speziellen der DLC Global Mobilization einiges Potential für die pädagogische Anwendung. Zusammenarbeit und das Agieren im Team können hier als Kompetenzen gefördert werden. Des Weiteren lassen sich die Herausforderungen von Krieg und militärischen Handlungen in vielerlei Facetten erleben und somit verständlicher machen. Durch das Spiel können alle Seiten von Konflikten erlebt werden. Diese Auseinandersetzung mit verschiedenen Perspektiven fördert wiederum differenziertes Denken. Außerdem kann anhand von Arma 3 ein sehr wahrscheinliches historisches Szenario simuliert werden, welches besonders für die deutsch-deutsche Geschichte von Relevanz ist.


Weiterführendes Material

  • Arma Wiki. n.d. „Armed Assault Wiki“ Zugriff 15.12.2021.
  • Arma Wiki. n.d. „Global Mobilization“ Zugriff 16.12.2021.
  • Deterding, Sebastian (2010): „Living Room Wars: Remediation, Boardgames, and the Early History of Video Wargaming.“ In: Hunteman, Nina B./Payne, Matthew Thomas (ed.), Joystick Soldiers: The Politics of Play in Military Video Games, New York and London: Routledge, pp. 21-38.
  • Lenoir, Tim (2000): „All but War Is Simulation: The Military-Entertainment Complex.“ In: Configurations 8/3, pp. 289-335.
  • Nichols, Randy (2010): „Target Acquired: America´s Army and the Video Games Industry.“ In: Hunteman, Nina B./Payne, Matthew Thomas (ed.), Joystick Soldiers: The Politics of Play in Military Video Games, New York and London: Routledge, pp. 39-52.
  • Werning, Stefan (2009): Real Wars on Virtual Battlefields: The Convergence of Programmable Media at the Military-Civilian Margin. Bielefeld: transcript.

Zitierempfehlung

Praschak, David. „Arma 3: Global Mobilization“. Datenbank Games in der Erinnerungskultur. Stiftung Digitale Spielekultur, 15.12.2021. [URL], zuletzt aufgerufen am: [Datum]

Förderer

Dieser Beitrag wurde aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus gefördert.