Die Spielwelt in „We. The Revolution“ ist der Zeit der französischen Revolution nachempfunden und gestaltet sich in einem polygonalen Zeichenstil. Der*die Spieler*in erlebt diese turbulente Zeit aus der Perspektive eines alkohol- und spielsüchtigen Richters am Revolutionsgericht. Dort warten moralisch komplexen Sachlagen, über die Anhand der genauen Untersuchung der Beweislage schließlich Urteile gefällt werden müssen. Die Urteilsfällung verlangt dem*der Spieler*in ein ständiges Abwägen zwischen dem persönlichen Verantwortungsgefühl, der Einhaltung der Ziele und Werte der Revolution sowie dem Frieden innerhalb der Familie des Protagonisten. Nach Feierabend werden die Geschehnisse des Tages noch einmal im fiktiven familiären Kreis kritisch diskutiert. Die Erzählung des Spiels ist neben dem juristischen Alltag auch von gefährlichen politischen Intrigen geprägt, in denen der Protagonist mitwirken kann.
Das Spiel bietet einen Einstieg in das historische Kapitel der französischen Revolution und präsentiert einige historische Persönlichkeiten dieser Zeit. Gleichzeitig kann es als Grundlage dazu dienen, zu diskutieren wie Geschichte in Medien dargestellt wird und kritisch zu hinterfragen inwiefern diese fiktiven und selektiven Darstellungen unsere Geschichtsbilder prägen. Das Spiel lässt sich auf Französisch, Englisch, Russisch oder Polnisch spielen und somit beispielsweise als Übung für das Erlernen einer Fremdsprache einsetzen. Eine deutsche Sprachausgabe ist bislang nicht verfügbar.
Allgemeine Infos
Entwickler: Polyslash
Jahr: 2019
Link: Offizielle Webseite
Verfügbar für: PlayStation, Nintendo Switch, Windows, MacOS, Linux
Genre: Simulation, Strategie
Altersfreigabe: USK 12
Autor: Prof. Eric Jannot
Zeitaufwand
Komplexität
Gewaltdarstellung
In „WE.The Revolution.“ entscheiden die Spieler*innen während der blutigen Phase der Französischen Revolution als Richter Alexis Fidèle in kleinen und großen Fällen nicht nur über Leben und Tod der Angeklagten, sondern wägen dabei stets die Konsequenzen für die eigene Karriere und schlussendlich auch für das eigene Überleben ab. Dabei sind die Interessen der zahlreichen Fraktionen – von den Jakobiner*innen über den Adel bis zur eigenen Familie – zu berücksichtigen, wenn man nicht selbst auf dem Schafott landen möchte.
In Gerichtsverhandlungen muss der*die Spieler*in auf Basis geltender Gesetze, der Beweislage und des öffentlichen Empfindens Urteile fällen, ohne sich dabei mit einzelnen Fraktionen wie dem Adel zu verfeinden. Durch öffentliche Reden und eine taktische Spielphase mit Spionage und Milizen können die Spieler*innen ihre Macht vergrößern, um so die Zeit des „Terreur“ zu überleben.
Das Spiel gibt einen stimmungsvollen und detailreichen Einblick in das Justizsystem des revolutionären Frankreichs. Anhand der Fälle, die der*die Spieler*in als Richter Fidèle fast ausschließlich aus politischen Gesichtspunkten fällen muss, wird die Bedeutsamkeit der Gewaltenteilung in Demokratien aufgezeigt. Die Gerichtsverhandlungen selbst verdeutlichen spielmechanisch den manipulativen Charakter der damaligen Rechtspraxis: Es geht vorrangig darum, durch suggestive Befragungen von Zeug*innen und eine selektive Beweisaufnahme mit einem Anschein von Legitimität Urteile zu fällen, die den richtigen Gesellschaftsgruppen gefallen und andere möglichst wenig antagonisieren. Die zunehmend brutalen Methoden eines politischen Systems, das äußeren sowie inneren Feind*innen ausgesetzt ist, werden durch den rapid steigenden Schwierigkeitsgrad des Spiels in Szene gesetzt. Damit hängt auch das Überleben des Protagonisten zunehmend am seidenen Faden.
Durch reale historische Fälle wie die Prozesse gegen König Ludwig XVI. und Marie-Antoinette werden das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen politischen Kräfte sowie deren Kampf um Vorherrschaft im damaligen Frankreich geschildert. Die nüchterne Low-Poly-Grafik schafft zum Geschehen Distanz und vermittelt Sachlichkeit. Persönliche Betroffenheit erzeugt das Spiel, indem die Familie des Protagonisten zunehmend auch ins Visier radikalisierter Kräfte gerät und in einem tragischen Moment einer seiner Söhne ermordet wird.
Durch das Zusammenspiel von Spielsystemen wie den Gerichtsfällen, öffentlichen Reden, der Interaktion mit der eigenen Familie und einem taktischen Einflusssystem entsteht ein äußerst tiefes, bisweilen sehr forderndes Spiel, das für ungeübte Nutzer*innen frustrierend sein kann.
Aufgrund der Länge und der Komplexität des Gameplays eignet sich „We.The Revolution.“ im medienpädagogischen Sinn nicht für eine komplette Bespielung. Wohl aber könnte ein einzelner Gerichtsfall in einem gemeinsamen Spiel nach einer Einführung zu den Spielmechaniken für eine kritische Auseinandersetzung mit der Terrorherrschaft von 1793–1794 dienen. Aufgrund der Komplexität des Themas und der vorausgesetzten Englischkenntnisse empfiehlt sich ein Einsatz erst ab der Oberstufe.
ÜBER DEN AUTOR:
Eric Jannot ist Geschäftsführer und Creative Director des Serious Games Herstellers waza. Sein inhaltlicher Schwerpunkt ist der Einsatz von Spielen in der politischen Bildung.
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