„Spiritfarer“ ist ein emotionales Management- und Abenteuerspiel, in dem die Spieler*innen in die Rolle von Stella schlüpfen, einer sogenannten „Spiritfarer“, deren Aufgabe es ist, verstorbene Seelen ins Jenseits zu begleiten. Stella segelt mit ihrem magischen Schiff durch eine handgezeichnete, wunderschöne Welt und kümmert sich um die Bedürfnisse der Seelen, die sie auf ihrer Reise aufnimmt. Dabei baut sie Beziehungen zu den Geistern auf, erfüllt ihre letzten Wünsche und hilft ihnen, sich von der Welt zu verabschieden. Das Spiel kombiniert Erkundung, Ressourcenmanagement und emotionale Erzählungen. Stella kann ihr Schiff erweitern, neue Gebiete entdecken und verschiedene Fähigkeiten freischalten, während sie sich um ihre Geistergäste kümmert. Ein weiterer besonderer Aspekt von Spiritfarer ist das Abschiednehmen – die Spielenden helfen den Seelen, Frieden zu finden, was das Spiel zu einer berührenden und tiefgründigen Erfahrung macht. Mit seinem sanften Gameplay, dem Fokus auf Beziehungen und dem künstlerischen Stil thematisiert Spiritfarer Verlust, Freundschaft und Akzeptanz auf eine einzigartige und respektvolle Weise.
Allgemeine Infos
Entwickler: Thunder Lotus Games
Jahr: 2020
Link: Offizielle Webseite
Verfügbar für: PlayStation, XBOX, Nintendo Switch
Genre: Adventure, Management-Simulation
Altersfreigabe: USK 6
Autor: Martin Fischer
Zeitaufwand
Komplexität
Die Hintergrundgeschichten der Verstorbenen decken facettenreiche Themen ab. Zwar sind manche Themen eher für Erwachsene gedacht, diese wurden jedoch jugendgerecht aufbereitet. Die stetige Begleitung durch das Thema „Tod“ kann Kinder emotional überfordern, bietet gleichsam jedoch viele Anreize zur Diskussion und Reflexion.
Im Leben nach dem Tod geleitet Stella, die Seelenfährfrau, die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits. Ihre Aufgabe ist es, auf der Durchreise den Verstorbenen ihre Probleme zu nehmen, damit diese ins Jenseits übergehen können.
In Spiritfarer müssen die Spieler*innen zunächst Stellas Fähre in Schuss bringen. Dies funktioniert in Form einer zugänglichen Management-Simulation, in der verschiedene Räume aufeinandergestapelt werden. Dadurch werden weitere Spielaufgaben freigeschaltet und mehr Platz für verlorene Seelen geschaffen. Somit verbringen die Spieler*innen bald ihre Zeit damit, Kräuter anzubauen, Tiere zu pflegen oder verschiedene Gegenstände herzustellen.
Eine zweite zentrale Spielaufgabe ist das Sammeln der verlorenen Seelen. Dazu werden verschiedene kleine Inseln angefahren, um die Seelen zu finden. Diese erzählen ihre Geschichten und Stella hilft ihnen, den Übergang ins Jenseits zu finden.
Die Charaktergeschichten der Seelen in Spiritfarer stehen für die pädagogische Betrachtung im Mittelpunkt und laden zur Textexegese ein. Die verschiedenen Charakterbeziehungen und kodierten Informationen bieten einen hervorragenden Textrahmen zur Analyse. So etwa in der Geschichte von Summer, die immer wieder gegen einen Drachen kämpft, der symbolisch für eine Krebserkrankung steht, oder in der Liebesgeschichte zwischen Alice, mit dem gebrochenen Herzen, und Giovanni, dem Herzensbrecher, deren tragisches Ende Stella entflechten muss, um ihnen den Weiterzug ins Jenseits zu ermöglichen.
Darüber hinaus bestehen verschiedene Anknüpfungspunkte zu Themen der Ethik. In Stellas vorherigem Leben arbeitete sie als Pflegekraft und diese Erfahrungen werden immer wieder in die Geschichte eingeflochten. Es geht auch in den Nebengeschichten häufig um Anerkennung, Rücksichtnahme und gegenseitige Hilfe, was als positive Erzählung in die pädagogische Arbeit eingebaut werden kann.
Zum Einsatz des Spiels bedarf es keiner umfangreichen Einleitung, da die leicht zugänglichen Mechaniken im Spiel selbst erklärt werden. Es gibt zwar eine Vielzahl an Spielelementen, doch werden diese einerseits erst mit der Zeit freigespielt und andererseits sind sie stets an den Kontakt mit verlorenen Seelen gekoppelt, deren Geschichten den zentralen Anlaufpunkt des Spiels bilden.
Das Spiel treibt die Spielenden nicht an, sodass kein Druck entsteht. Dies führt dazu, dass die Spielgeschichte in unterschiedlicher Geschwindigkeit vorangeht, je nachdem, wie intensiv sich die Spielenden mit den verschiedenen Mechaniken auseinandersetzen. Im Gegenzug ist die Spielgeschichte non-linear aufgebaut. Spieler*innen können die verlorenen Seelen in unterschiedlicher Reihenfolge kennenlernen und so kommt es nach relativ kurzer Spielzeit zu verschiedenen Einblicken in die Hintergrundgeschichten.
ÜBER DEN AUTOR:
Martin Fischer verbindet seit 2009 politische Bildung und Medienpädagogik und leitet die Initiative gameoverhate (Website: gameoverhate.eu; Twitter: @gameoverhate).
Bitte beachten Sie, dass beim Anschauen der Trailer/Videos Daten an YouTube übertragen werden können.
Icons erstellt von Freepik from http://www.flaticon.com