Another Lost Phone

Ethik | Storytelling

Bei dem Nachfolgetitel von „A Normal Lost Phone“ handelt es sich um eine erzählerische Ermittlung von Accidental Queens. Mittels eines gefundenen Handys wird neugierigen Spieler*innen in „Another Lost Phone“ erneut die Geschichte einer verschwundenen Person erzählt. Dieses Mal handelt es sich dabei jedoch um eine junge Frau namens Laura. Die Spieler*innen erschließen sich über die Kombination von Elementen aus den fremden Textnachrichten, Bildern und Apps die Geschehnisse, die zum mysteriösen Verschwinden der Frau geführt haben. Dabei werden tiefe Einblicke in Lauras Privatsphäre, in ihr Leben und in ihre Freundschaften gewährt. Das Spiel greift ernste Themen wie häusliche Gewalt, toxische Beziehungen und Manipulation auf und möchte für diese sensibilisieren. Auch die Rolle der Spieler*innen bietet einen Interessanten Anknüpfungspunkt für eine Debatte über Privatsphäre, Handynutzung und Datenschutz.

Allgemeine Infos

Pädagogische Einordnung
 

Autorin: Jessica Rehse

Zeitaufwand

Komplexität

Problematische Aspekte

Häusliche Gewalt, psychische Gewalt, toxische Beziehungen, Manipulation

Spielinhalt

In „Another Lost Phone“ ermitteln die Spieler*innen die Ursache für das Verschwinden einer jungen Frau Namens Laura, indem sie auf ihrem verlorenen Telefon Informationen zu ihrem Verbleib suchen. Dabei erfahren die Spieler*innen viel über Lauras Privatleben, ihre Freundschaften und ihre Beziehung, die nicht das ist, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint.

Spielmechanik

Die Spieloberfläche ist wie ein gängiges Smartphone-Menü gestaltet. Die Spieler*innen durchforsten die verschiedenen Apps und lesen dabei bspw. Chatnachrichten oder E-Mails, betrachten Bildergalerien und müssen sich mit Hilfe der gefundenen Informationen Zugang zu passwortgeschützten Anwendungen verschaffen.

Pädagogische Einsatzfelder

Aufgrund des selbsterklärenden Interfaces bietet „Another Lost Phone“ auch Spieler*innen, die mit digitalen Spielen kaum bis keine Erfahrungen haben, auf spielmechanischer Ebene einen schnellen und zugänglichen Einstieg. Lauras Geschichte wird ausschließlich textbasiert und dabei sehr implizit erzählt und die Umstände, die zu ihrem Verschwinden geführt haben, werden bruchstückhaft durch die vielen verschiedenen Textnachrichten aus unterschiedlichen Perspektiven erschlossen. Bei den Spielenden sollte daher eine gewisse Bereitschaft und Befähigung vorhanden sein, viel und verstehend zu lesen sowie zu abstrahieren und narrative Leerstellen zu füllen. Respektive kann das Spiel dazu genutzt werden, um eben diese Kompetenzen zu schulen.

Auf inhaltlicher Ebene werden die Spieler*innen Stück für Stück damit konfrontiert, dass Laura sich in einer toxischen Beziehung mit einem Mann befindet, der sich vor ihr als ihr Traummann inszeniert. Gleichzeitig lügt er sie gezielt an, isoliert sie von ihren Freund*innen und hat sogar ihre berufliche Karriere durch das Herumschicken eines intimen Videos an Geschäftspartner*innen zerstört. Sein Ziel ist, sie völlig zu kontrollieren und zu dominieren – dies alles jedoch so verdeckt und derart manipulierend, dass Laura sich ihrer Lage lange nicht bewusst ist. Erst als auch offene Aggression und körperliche Gewalt vermehrt ins Spiel kommen, realisiert Laura ihre Situation – besonders durch die Unterstützung ihrer letzten verbliebenen Freund*innen – und beschließt, sich von ihrem toxischen Partner zu trennen, abzutauchen und an einem entfernten Ort ein neues Leben zu beginnen.

Damit bietet Lauras lebensnah vermittelte und authentisch erzählte Geschichte in „Another Lost Phone“ eine hervorragende Grundlage, um mit Lernenden über das wichtige Thema der physischen sowie psychischen Gewalt innerhalb von Partnerschaften zu sprechen. Es kann mit Schüler*innen bspw. thematisiert werden, woran man den Übertritt der Grenze von ’normalen‘ zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen zur häuslichen Gewalt erkennt und wie wichtig es ist, sich in Problemsituationen außenstehende Hilfe im Freund*innenkreis oder gar professionelle Unterstützung zu suchen.

Über die konkreten Inhalte des eigentlichen Spieles hinaus bieten sich zudem Debatten über die Themen Privatsphäre und Datenschutz an – immerhin ist es im Spiel notwendig, die fiktiven privaten Nachrichten auf einem fremden Telefon gezielt zu durchsuchen. Eine Auseinandersetzung mit der Situation, wenn Heranwachsende im wahren Leben ein ungesichertes Handy finden, kann ebenso stattfinden. Es bietet sich daher ein Einsatz des Spiels in den Fächern Deutsch und LER sowie im Medienunterricht an.

ÜBER DIE AUTORIN:

Jessica Rehse hat viele Jahre als Online-Redakteurin unzählige Kritiken und Artikel über digitale Spiele verfasst. Daneben hat sie während ihres Lehramts-Studiums als Wissenschaftliche Hilfskraft dazu beigetragen, dass der didaktische und pädagogische Einsatz des Mediums „Digitale Spiele“ an einer Hochschule getestet und untersucht wird, und war an der Planung und Umsetzung mehrerer universitärer Lehrveranstaltungen und Publikationen zu dem Thema beteiligt. Als Lehrerin an einer Gesamtschule versucht sie nun, ihre Schüler*innen dabei zu unterstützen, mit Hilfe digitaler Spiele „spielend lernen“ zu können.

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