Kultur

Game Mixer 2015: Indonesien

© Goethe Institut Indonesien

Unsicher stakst der deutsche Besucher über die mehrspurige Straße. Ein Indonesier eilt zu Hilfe, stellt sich den nahenden Autos in den Weg, um dem Besucher eine Schneise zu bahnen.

Das ist zwar nicht weit entfernt von der Realität im alltäglichen Verkehrschaos der indonesischen Hauptstadt, findet aber diesmal nur virtuell statt. Das kooperative Mini-Game „JaCARta“ haben sechs befreundete Entwickler aus Deutschland und Indonesien im Rahmen eines Game Jams entwickelt. Denn Peer-to-Peer-Lernen für Games-Entwickler: Das funktioniert am besten per Game Jam! In nur zwei Tagen erstellen die gemischten Teams spielbare Prototypen, in denen Indonesier und Deutsche zusammenarbeiten müssen, um ans Ziel zu gelangen. Multikulturelles Multi-Player, sozusagen. Der Game Jam an der Telkom University in der javanischen Millionenstadt Bandung ist der krönende Abschluss des Programms Game Mixer.

Anfang November 2015 folgten Nominierte und Gewinner des Deutschen Computerspielpreises der Einladung des Goethe-Instituts nach Indonesien. Unterstützt wird das einwöchige Programm Game Mixer vom Branchen-Netzwerk BIU.Dev und der Stiftung Digitale Spielekultur. Bereits seit Mitte des Jahres 2015 kooperiert die Stiftung, bei der das Awardbüro des DCP angesiedelt ist, mit dem Goethe-Institut. Dadurch sind mittlerweile die DCP-Gewinner der Jahrgänge 2015 und 2016 in Goethe-Instituten auf sechs Kontinenten spielbar. In Jakarta ist man dem Vorschlag der Stiftung nun gefolgt, statt Autoren, Bands und Filmemachern auch einmal deutsche Games-Entwickler als Kulturbotschafter einzuladen. Die Stiftung hat das Goethe-Institut bei der Zusammenstellung der Delegation unterstützt.

Indonesien ist einer der dynamischsten Märkte Asiens. Die rund 250 Mio. Einwohner des Landes verfügen über mehr als 300 Mio. Mobilfunkanschlüsse und nutzen ihre Geräte zunehmend zum Spielen. Konsolen-Spiele sind den meisten Indonesiern zu teuer, Internet-Cafés sind vor allem abends und nachts gut besucht.

Gleichwohl steckt die einheimische Games-Industrie in den Kinderschuhen. Das zeigt sich deutlich am Game Developers Gathering (GDG) in Bandung, einer Art Mini-Gamescom mit angeschlossener Fachkonferenz, die bequem in eine große Halle passt. Organisiert hat die Games-Messe der indonesische Entwickler-Verband AGI (Asosiasi Game Indonesia).

Verbands-Sprecher Arief Widhiyasa lädt die deutschen Gäste in sein Studio Agaté in Bandung ein. Die etwa 30köpfige Belegschaft verteilt sich über ein eingeschossiges Wohnhaus.

 

 

Manche der Entwickler leben hier sogar mit ihren Familien, viele verbringen ihre Freizeit bei Agaté. Wer abends eine Partie DotA spielen möchte, spart sich das Pendeln durch den extremen Verkehr, spielt gleich am Arbeitsplatz und schläft im Bettenlager des Studios. Agaté betreibt ein in Indonesien erfolgreiches Fußball-Management-Spiel auf Smartphones und arbeitet an einem Browser-basierten JRPG.

Spiele-Entwicklung in Indonesien ist günstig. Coder und Artists mit Universitäts-Abschluss arbeiten für fünf US-Dollar am Tag. So sind denn auch Auftragsarbeiten bspw. für japanische Studios eine mögliche Finanzierungsquelle. Mit dem Projekt „Winter Flame“ ist dem Studio Artoncode aus Jakarta ein erfolgreiches Crowdfunding per Kickstarter gelungen. Ansonsten dominiert Bootstrapping als Finanzierungsmethode für Games-Start-ups.

Hier liegt auch eine Gemeinsamkeit: Die deutschen Teilnehmer des Programms kommen mehrheitlich aus der Indie-Szene und berichten auf dem GDG vom oftmals steinigen Weg zum eigenen Studio. Öffentliche Förderung – auf regionaler Ebene oder auf Bundes-Ebene durch DCP-Preisgelder – ist dabei eine große Hilfe, aber auch die lokale, regionale und internationale Vernetzung untereinander wird als Erfolgsfaktor für Gründer genannt.

Mit dem GDG und dem Entwickler-Verband AGI haben die Indonesier den Grundstein hierfür gelegt. Triawan Munaf, Leiter der dem Präsidenten unterstellten Agentur für Kreativwirtschaft, setzt sich zudem für öffentliche Förderung für vielversprechende Projekte ein, um die Branche in Indonesien nach vorne zu bringen.