Video-Editing und Filme schreiben - Machinima

Autor*in
Carolin Wendt & Stiftung Digitale Spielekultur

Mithilfe von digitalen Spielen können Jugendliche eigene Videos bis hin zu ganzen Kurzfilmen schneiden und sich dabei spielerisch grundlegendes Wissen über Videoschnitt, Techniken und Editieren aneignen. Je nachdem, wieviel Zeit zur Verfügung steht, können die Jugendlichen vorab Skripts verfassen.

Der Neologismus Machinima setzt sich aus den englischen Begriffen machine und cinema zusammen und beschreibt Filme und Videosequenzen, die innerhalb einer Spiele-Engine erstellt wurden. Anders als bei klassischen Animationsfilmen werden die benötigten Daten in Echtzeit von der Engine berechnet und nutzen für gewöhnlich Elemente, die im Spiel bereits vorhanden sind (Texturen, Sound etc.). Daraus ergeben sich neue kreative Schaffensmöglichkeiten und Jugendliche können so für das Erstellen, Editieren und Vertonen eigener Videoclips begeistert werden.

Ablauf und methodische Umsetzung

Für eine möglichst hohe intrinsische Motivation der Jugendlichen sollten sie die verwendeten Spiele (unter Berücksichtigung der geltenden USK-Freigabe) selbst auswählen können und ggf. von zuhause mitbringen. So kann sichergestellt werden, dass sie mit dem Quellmaterial bereits vertraut sind und vermutlich erste Ideen haben, was sie gerne als Video umsetzen würden. Beliebt sind vor allem Spiele mit hoher spielerischer Freiheit wie beispielsweise World of Warcraft (Blizzard), Die Sims (EA, Maxis) oder The Elder Scrolls V: Skyrim (Bethesda).

Die Aufgabe der Medienpädagog*in ist es, das grundsätzliche Vorgehen zu erklären. Dazu gehören auch der Umgang mit der Hardware sowie der Aufnahme- und Videobearbeitungs-Software. Für die Arbeit mit den Jugendlichen gibt es dafür ausreichend kostenfreie Angebote. Die benötigte Hardware hängt von den gewählten Spielen ab – für PC-Spiele benötigt man neben dem Rechner lediglich ein Mikrofon für eine spätere Vertonung. Beliebte Software für das Mitschneiden von PC-Spielen ist das kostenlose Fraps. Sollen Konsolen-Spiele (PS 4, Xbox One, Nintendo Switch usw.) verwendet werden, benötigt man darüber hinaus noch kompatible Videoschnittkarten. Einen PC braucht man für die Bearbeitung auch in diesem Fall.

Es gibt diverse Software-Lösungen für das Editieren von Videos, angefangen von den kostenlosen Programmen Windows Movie Maker (bis inkl. Windows 8) und iMovie (Apple) bis zu professionellerer Software wie dem VEGAS Movie Studio. Die beliebte Software Magix hat stark verbilligte Lizenzen für Schulen und Bildungseinrichtungen. Für die Arbeit mit Jugendlichen sollten die kostenlosen Angebote vollkommen ausreichend sein.

Das Erstellen von Machinimas verläuft dann in mehreren Phasen:

1) Idealerweise sollte zu Beginn Zeit eingeplant werden, damit die Jugendlichen ein Skript für ihr geplantes Video schreiben oder ein Storyboard zeichnen können. Der theoretische Teil sollte möglichst knapp gehalten werden, damit die kreative Phase schnell beginnen kann. Die wichtigsten Elemente eines Skripts sowie Beispiele für ein Storyboard sollten vorbereitet, kurz besprochen und anschließend ausgehändigt werden. Teil dieser Vorbereitung können das Setting, die Charaktere, Konflikt und Dialoge sein. Am Ende dieses Schrittes sollten sie wissen, welche Sequenzen sie aufnehmen müssen und was der Inhalt und die Atmosphäre ihres Videos sein sollen.

Notwendiges Wissen zu verschiedenen Schnitttechniken o. ä. sollte von den Pädagog*innen ebenfalls aufbereitet und im Raum aufgehängt werden, damit die Jugendlichen dieses eigenständig anschauen können, wenn sie Hilfe oder Inspiration brauchen.

Sollte es gewünscht sein, können bestimmte Genres (Komödie, Thriller usw.) oder bestimmte Settings (Alltag, historisch, Apokalypse usw.) vorgegeben werden.

2) Dann nehmen die Jugendlichen selbständig die benötigten Spielabschnitte auf und editieren diese anschließend mit Unterstützung durch Pädagog*innen. Für diesen Schritt muss ausreichend Zeit eingeplant werden, da er aktives Spielen beinhaltet, um zu den entsprechenden Sequenzen zu gelangen. Sollte die Zeit knapp sein, kann eine alternative Herangehensweise gewählt werden:

Alternative bei knapper Zeit:

Vorab wird von den Pädagog*innen ein Spiel ausgewählt, zu dem die Jugendlichen Videos erstellen sollen. Dieses Spiel wird in Vorbereitung gespielt und an wichtigen Punkten werden Speicherstände erstellt und so abgespeichert, dass sie nicht verloren gehen können. Die meisten Spiele erlauben simultanes Speichern. Diese Speicherstände zu den verschiedenen Abschnitten in der Geschichte werden den Jugendlichen gegeben. Diese können nun von Abschnitt zu Abschnitt ’springen‘, um die benötigten Sequenzen aufzunehmen. (Nachteil dieser Herangehensweise wäre, dass die Jugendlichen das Spiel evtl. nicht kennen und es ihnen daher schwer fällt, sich auf den Prozess einzulassen.)

3) Auf Wunsch können auch Dialoge, Einleitungsmonologe oder Hintergrundgeräusche aufgenommen und in die Videos integriert werden. Dafür reicht für gewöhnlich ein Mikrofon aus.

4) Die fertigen Videos können dann in der Gruppe oder vor Publikum angeschaut und auf Wunsch besprochen werden.


Dauer
Projekt für einen bis mehrere Tage (je nach gewählter Variante)

Sozialform
Einzelarbeit, Plenum

Methoden-Ziele
Wissensvermittlung

Zielgruppe
Jugendliche, Studierende

Praxisfelder
Schule, OKJA, Studium

Technische Hilfsmittel
Computer, Anwendungssoftware, Spielekonsole, Spielesoftware, Beamer, Audio-Aufnahmegerät, Mikrofon, Internetzugang, Steam; Je nach gewähltem Spiel variiert die benötigte Hard- und Software.

Creative Commons
Der/die Autor*in hat diese Methode unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlich. Das bedeutet, dass Sie die Methode mit wenigen Einschränkungen nutzen und ggf. weiterveröffentlichen dürfen.

Die Lizenzbedingungen, unter denen diese Methode und zugehörige Materialien genutzt werden dürfen, stehen online zur Einsicht bereit.

Hier geht es zu den Lizenz-Informationen.

Carolin Wendt

Carolin Wendt arbeitete bis Ende 2018 für die Stiftung Digitale Spielekultur. Die Stiftung ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur und des game – Verband der deutschen Games-Branche.
Ziel der Stiftung ist es, die Akzeptanz und Relevanz digitaler Spiele in der Gesellschaft zu steigern. Zu diesem Zweck initiiert, unterstützt und fördert sie Projekte aus den Bereichen Kultur, Bildung, Ausbildung, Medienkompetenz, Jugendschutz und Games-Forschung.

Kontakt: kontakt@stiftung-digitale-spielekultur.de

Webseite: http://www.stiftung-digitale-spielekultur.de

Stiftung Digitale Spielekultur

kontakt@stiftung-digitale-spielekultur.de