BibCraft - Minecraft trifft Montagsmaler

Autor*in
Stephan Schölzel & Kelvin Autenrieth

Das Eine ist ein für Zuschauer und Teilnehmende spannendes Spiel. Das Andere ist ein Raum, der den künstlerischen Ausdruck in drei-Dimensionen ermöglicht und selbst ein spannendes Spiel ist.

Das Projekt wurde erstmals 2013 in der Stadtbibliothek Wolfsburg als ‚Da staunt ihr Bauklötze!‘ zusammengeführt und wurde von allen Beteiligen positiv aufgenommen.

Eine grundlegende Einführung in das digitale Spiel Minecraft und der Umgang damit findet sich in der Methode „Minecraft als Werkzeug der Medienpädagogik„.

Grundidee

Montagsmaler, Tabu und viele andere Spiele haben dasselbe Grundkonzept. Ein*e Spieler*in hat die Aufgabe, ein Wort, Begriff oder Konzept zu erklären, wobei aber nur gewisse Ausdrucksformen dafür genutzt werden dürfen. Bei Tabu werden Wörter verboten, bei Montagsmaler gemalt und bei BibCraft in Minecraft gebaut. Das Besondere in BibCraft ist, dass Teilnehmende mit Ihren Teams einen Begriff ‚bauen‘ müssen. Das Ausschreiben als Wort, bzw. das Bauen von wortbildenden Buchstaben, ist kreativ und möglich, aber selbstverständlich nicht im Sinne des Spiels angelegt.

  • Was soll denn der goldene Halbkreis sein der aus dem kleinen Lavateich herausragt? Herr der Ringe natürlich!

Minimalsetting

Das Minimalsetting besteht aus zwei Computern mit Minecraft, die im selben Netzwerk sind, und einem Beamer.

In kleinen Gruppen, und mit großem Fernseher, kann man auch ohne Beamer auskommen.

Auf dem ersten Computer, dem Zuschauerrechner, wird eine ‚Superfläche‘ Minecraft LAN Welt im Kreativmodus gestartet. Der andere Rechner ist für die Teilnehmenden.

Das Bild des Zuschauerrechners bzw. Servers wird, je nach Setting, dann via Beamer den Zuschauenden sichtbar gemacht. Bedient wird dieser durch die Moderation, welche auch die Kamera im Spiel steuern kann. Wenn der*die Moderierende sich nicht ‚fit‘ im dreidimensionalen Minecraft Raum fühlt, bietet es sich an, Moderation und Kamera zu trennen. Dann ist die Moderation auch freier im Raum und kann die Entertainer-Rolle besser erfüllen.

Der*die Moderierende, bzw. Spielleitende, hat die Aufgabe darauf zu achten, dass die Regeln eingehalten werden, das Publikum zum Mitmachen zu animieren und ggf. die Teilnehmenden zu unterstützen.

Die Kamerabedienung hat die Aufgabe, allen Zuschauenden zu zeigen, was gerade gebaut wird. Da es sich um einen dreidimensionalen Raum handelt, beinhaltet dies auch einen Perspektivenwechsel, bzw. etwas Feingefühl bei Bewegung im dreidimensionalen Raum. Wer sich als Moderation dabei nicht sicher fühlt, kann hier in der Regel immer auf Kinder- und Jugendliche zurückgreifen, die Erfahrung damit haben. Das größte Problem ist bei Kinder- und Jugendlichen ist, dass sie teilweise ‚hektisch‘ sein können und das Bild zu schnell ist. Dies wird besonders häufig so von älteren Zuschauenden empfunden, die selbst nur selten spielen. Daher bietet es sich an, die Maussensibilität am Kamerarechner stark herabzusetzen. Das bringt den angenehmen Vorteil mit sich, dass man so auch ein deutlich ruhigeres und stabileres Bild bekommt, mit flüssigen Kamerafahrten.

Am Spielrechner des Teilnehmenden macht es Sinn, die Hotbar, also die im Schnellzugriff verfügbaren Blöcke, vorab mit einer Auswahl verschiedenfarbiger Wollblöcke zu füllen. Wolle hat in Minecraft eine recht saubere Textur, ist in fast allen Farben verfügbar und kann demnach wie ‚Farbe‘ eingesetzt werden. Natürlich kann man auch alle Blocktypen Minecrafts zulassen, damit steigt jedoch der Schwierigkeitsgrad an.

Die Teilnehmer bekommen, wenn es losgeht, die Möglichkeit, sich eine Karte mit einem Thema und dem entsprechenden Schwierigkeitsgrad auszusuchen. Natürlich kann man hier auch ganz frei Begriffe wählen, die dargestellt werden sollen. Es können Redewendungen verwendet werden, wenn man es etwas schwerer möchte oder man kann, wie es bei ‚Montagsmaler‘ der Fall ist, mit Teams und identischen Begriffen arbeiten. Letzteres ist in der Praxis jedoch schwerer umsetzbar und erfordert deutlich mehr Organisation, Platz und Personal.

Im Grunde ist es also jedem selbst überlassen, wie die Wahl der dargestellten Begriffe ausfällt – das bietet sehr viel kreativen Spielraum.

Wenn jeder Teilnehmer allein antritt, muss der Begriff vom Publikum erraten werden. Die Gesamtheit, vom Beginn bis Ende der Spielrunde, ist dann der bewertende Faktor. Entweder, wie schnell ein oder mehrere Begriffe erraten wurden, oder wie viele Begriffe in einer fixen Zeit erraten wurden.

In der klassischen Montagsmaler-Methode hat man Teams aus etwa 5 Teilnehmenden. Ein Teammitglied baut, während die anderen raten müssen. Wurde der Begriff erraten, ist das nächste Teammitglied an der Reihe. Das Ziel des Spiels kann entweder darin bestehen, dass alle Teammitglieder ihren Begriff erfolgreich auf Zeit darstellten oder die Menge der erratenen Begriffe ausschlaggebend ist.

Die Spielleitung hat hier, wie bei den Begriffen, einen großen Spielraum. Wie schwer soll es sein? Ist das Projekt eher wettbewerblich aufgezogen oder soll es einfach nur allen Spaß machen?


Die Projektdatein von Kelvin Autenrieth’s Orginal BibCraft sind als Material im Anhang zu finden.

Dabei sind Checklisten, genaue Beschreibungen und Leitfäden für den Einsatz in der Bibliothek sowie das Begleitmaterial das damals verwendet wurde.

Mit diesem Werkzeug sollte es jeder Bibliothek machbar sein das Projekt so, oder in angepasster Form, selbst umzusetzen.

Mehr als schiefgehen kann hier nichts – wir wünschen viel Spaß!


Creative Commons

Der/die Autor*in hat dieses Projekt unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlich. Das bedeutet, dass Sie das Projekt mit wenigen Einschränkungen nutzen und ggf. weiterveröffenlichen dürfen.

Die Lizenzbedingungen, unter denen dieses Projekt und dessen Materialien genutzt werden dürfen, stehen online zur Einsicht bereit.

Hier geht es zu den Lizenz-Informationen.

Stephan Schölzel

Eigentlich wollte Stephan Schölzel Informatiker oder Grafiker werden, nach dem Zivildienst fand er sich allerdings im Studium der Sozialen Arbeit wieder. Dann lernte er das Feld der Medienpädagogik kennen und lernte, welche Potentiale in digitalen Spielen stecken können. Auch lernte er, dass es in diesem jungen Arbeitsfeld, das vor allem von “Risikoabwehr” dominiert wird, viele Chancen und viel zu machen gibt. Mit diesem Ziel im Kopf fand er seinen Weg zum “infocafe” der Stadt Neu-Isenburg. Eine der wenigen festen medienpädagogischen Einrichtungen mit einem Fokus in der Kinder- und Jugendarbeit. Seit 2010 arbeitet er dort sehr erfolgreich und befindet sich inzwischen in der Weiterbildung zum Master im Feld der Game Studies.

Kontakt: info@stschoelzel.de

Webseite: http://stschoelzel.de