Spielecover: Call of Duty - Black Ops – Cold War

Call of Duty: Black Ops – Cold War

Der Shooter Call of Duty: Black Ops – Cold War wurde von historischen Ereignissen des Kalten Krieges inspiriert und thematisiert die Jagd einer verdeckten CIA-Einheit auf einen vermeintlichen sowjetischen Spion. Spieler*innen treffen dabei nicht nur auf bekannte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, sondern Schleichen und Kämpfen sich durch Schauplätze wie Ostberlin, Vietnam, der Türkei oder dem KGB-Hauptquartier in Moskau.

Allgemeine Infos

  • Entwickler: Treyarch / Raven Software (USA)
  • Publisher: Activision
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Genre: Shooter
  • Thema: DDR, Kalter Krieg, Politische Radikalisierung
  • Zugänglichkeit: Deutsche Sprachversion, Englische Sprachversion
  • Vermittlungspotenzial Gering
  • Zeitaufwand Mittel
  • Komplexität Mittel
Erklärungen zur Bewertung

Trailer

Erinnerungskulturelle Einordnung

Autor: Johannes Eickhorst / Redaktion Stiftung Digitale Spielekultur (Christian Huberts, Benjamin Hillmann)

Johannes Eickhorst hat nach seinem ersten fachwissenschaftlichen Abschluss der Geschichts- und Politikwissenschaften ein zweites Studium für das gymnasiale Lehramt begonnen und arbeitet nebenberuflich als Lektor und im bildenden Bereich.

Die Spielhandlung von Call of Duty: Black Ops – Cold War ist zu Beginn der 1980er-Jahre angesiedelt und wurde von historischen Ereignissen des Kalten Krieges inspiriert. Die Einzelspieler-Kampagne thematisiert die Jagd einer verdeckten CIA-Einheit auf den mysteriösen Antagonisten Perseus, einem vermeintlichen sowjetischen Spion. In der Rolle von Hauptfigur Bell kämpfen Spielende im Auftrag des US-Präsidenten Ronald Reagan gegen die ideologischen Feinde der USA und der selbsterklärten „Freien Welt“. Spielende treffen dabei nicht nur auf bekannte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, sondern liefern sich an Schauplätzen wie Ostberlin, Vietnam, der Türkei oder dem KGB-Hauptquartier in Moskau Kämpfe gegen sowjetische Agenten und Soldaten sowie die Handlanger Perseus. Man schleicht, infiltriert und tötet als Agent hinter feindlichen Linien. Hierfür autorisiert der US-Präsident eine sogenannte „schwarze Operation“ und ermächtigt die Spielfigur so dazu, im Geheimen die Machenschaften von Perseus aufzudecken und den angeblichen Sowjet-Spion unschädlich zu machen. Je nach den Entscheidungen der Spielenden kann die Kampagne unterschiedlich enden. So kann Bell  seinen Verbündeten in den Rücken fallen oder sich Perseus anschließen und damit eine Art Weltuntergangsszenario auslösen. Neben der Einzelspielerkampagne gibt es die Möglichkeit, sich im Mehrspielermodus mit Spielenden rund um den Globus im bewaffneten Wettkampf zu messen.

Erinnerungskulturelle Bedeutung

Call of Duty: Black Ops – Cold War ist der siebtzehnte Teil der Call of Duty-Reihe und der sechste Ableger des mit Call of Duty: World at War beginnenden Black Ops-Erzählbogens. Call of Duty ist eine Ego-Shooter-Serie, in der Spielende in der Regel einen Soldaten in verschiedenen, meist historisch inspirierten Kriegsszenarien steuern – beispielsweise die Eroberung der Normandie, die Schlacht um Stalingrad oder Konflikte im Nahen und Mittleren Osten. Call of Duty: Black Ops – Cold War fokussiert sich hingegen auf den Kalten Krieg. Hierbei stehen vor allem die erzählerische Darstellung von Verschwörungen und das Aufgreifen ideologischer Feindbilder im Vordergrund.

Das Spiel sticht aus der Reihe unter anderem durch die Möglichkeit hervor, den Spielcharakter mit verschiedenen Hauttönen, ethnischen Hintergründen, Geschlechtern sowie verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen, die Spielvorteile bieten, zu versehen. Es wird sich also explizit um Diversität bemüht.

Die erinnerungskulturelle Bedeutung von Call of Duty: Black Ops – Cold War liegt vor allem in seinem expliziten Rückbezug auf eine noch relativ wenig in Computerspielen repräsentierte Epoche europäisch-internationaler Geschichte, die für die jeweils aktiv (USA, Sowjetunion) als auch passiv beteiligten Staaten (bspw. BRD und DDR) langfristige Auswirkungen gezeitigt hat. Ebenso ist von erinnerungskultureller Relevanz, wie sich das Spiel, trotz seiner zumeist eher am Agententhriller orientierten Handlung, im Rahmen von Trailern und PR-Material als quasi-dokumentarischer Blick auf die Vergangenheit inszeniert.

Diskussionspunkte

In Call of Duty: Black Ops – Cold War geht es weniger darum, sich aktiv mit den verschiedenen historischen Perspektiven und komplexen Zusammenhängen des Kalten Krieges zu beschäftigen, sondern es wird eher ein durch Kinofilme und andere Popkultur geprägtes Abbild dieser Zeit gezeichnet. Das Spiel erinnert an typische Spionagefilme in James Bond-Manier, in denen der Protagonist die Welt bzw. in diesem Fall Europa retten muss. Besonders problematisch ist dabei: Die Ereignisse werden fast ausschließlich aus der Perspektive einer Figur gezeigt, die im Dienst des US-Geheimdiensts CIA steht und Operationen durchführt, die die Souveränität und Gesetze anderer Staaten ignorieren. Es wird also nur bedingt versucht, den Kalten Krieg multiperspektivisch aufzuarbeiten. Die einzige Mission, die zum Teil aus sowjetischer Sicht gespielt wird, versetzt die Spielenden in die Rolle eines sowjetischen Offiziers im KGB-Hauptquartier, der als Doppelagent für die CIA arbeitet.

Ebenso wird in dem Spiel nur sehr grundlegend hinterfragt, inwiefern die fiktionalisierte Handlung den historischen Tatsachen entspricht oder diese viel eher für Authentizitätseffekte instrumentalisiert werden. Insbesondere ein Trailer zum Spiel, der auf Ausschnitte aus einem Interview mit dem sowjetischen Überläufer Yuri Bezmenov zurückgreift, suggeriert den authentischen Charakter von Call of Duty: Black Ops – Cold War und reproduziert dabei einschlägige Verschwörungserzählungen.

Im Großen und Ganzen vermittelt das Spiel auf diese Weise eine spezifische Art von Schwarz-Weiß-Denken zugunsten der USA, das für die ideologische Propaganda des historischen Kalten Krieges typisch war. Die Handlung, die sich um im Spionage-Genre beliebte Themen wie Schläferagenten und Gehirnwäsche dreht, könnte in pädagogischen Kontexten vor allem genutzt werden, um Propaganda, Verschwörungserzählungen und Geschichtsklitterung zu thematisieren und zu diskutieren. Insbesondere die Rolle medialer Darstellungen für die Erinnerung historischer Ereignisse könnte hierbei einen produktiven Diskussionspunkt bieten, da das Spiel seine eigenen Inszenierungsstrategien anhand der Wahrnehmung der gehirngewaschenen Hauptfigur selbst ein Stück weit hinterfragt.

Einsatzmöglichkeiten

Die Einsatzmöglichkeiten von Call of Duty: Black Ops – Cold War für pädagogische Zwecke erscheinen ohne umfassende Begleitung und Kontextualisierung durch Lehrpersonal vergleichsweise begrenzt: Obwohl das Spiel relativ überzeugend historische Begebenheiten, Persönlichkeiten und Institutionen darzustellen vermag, gelingt es der Handlung nicht, eine differenzierte Sichtweise auf einen Zeitabschnitt zu vermitteln, der von multiperspektivischen Auseinandersetzungen geprägt war. Das Spiel lässt Rezipient*innen fast ausnahmslos aus der Sicht der USA agieren, sodass die Freund-Feind-Zuweisung weitgehend unhinterfragt vorgegeben wird: Der US-amerikanische Protagonist und infolgedessen auch der vermeintlich Gute kämpft gegen den sowjetischen Spion, der stellvertretend für den ideologischen Gegner herhalten muss, die Sowjetunion. Denkbar ist es jedoch, diese propagandistisch anmutenden Stereotypen selbst zum Thema einer Auseinandersetzung mit der medialen und popkulturellen Darstellung des Kalten Krieges zu machen.

Auch die Anforderungen hinsichtlich der benötigten Hardware übersteigen zumindest im Schulkontext den didaktisch-pädagogischen Nutzen, sofern es im historisch orientierten Unterricht weiterhin um problem- und kompetenzorientierte Fragestellungen und nicht nur um das reine Faktenprüfen gehen soll. Der pädagogische Nutzen könnte vor allem in der Möglichkeit bestehen, anhand von Call of Duty: Black Ops – Cold War zu diskutieren, inwiefern Aspekte der historischen Erinnerungskultur durch mediale Darstellungen eindimensional dargestellt oder sogar manipuliert werden. Eine derartige Diskussion bietet sich jedoch eher für erwachsene Geschichtsinteressierte an.


Weiterführendes Material

Zitierempfehlung

Eickhorst, Johannes. „Call of Duty: Black Ops – Cold War“. Datenbank Games in der Erinnerungskultur. Stiftung Digitale Spielekultur, 11.05.2021. [URL], zuletzt aufgerufen am: [Datum].

Förderer

Dieser Beitrag wurde finanziert durch Fördermittel der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).