Medien erzählen Geschichten. Was für Romane und Filme selbstverständlich erscheint, ist für digitale Spiele vielen noch relativ unbekannt. Es werden auch nicht immer nur Prinzessinnen oder gleich die ganze Welt gerettet – nein, es gibt wunderbare Beispiele für großartige Computerspielgeschichten! In Brothers: A Tale of Two Sons (Starbreeze Studios 2013 / 505 Games) sind zwei Brüder auf der Suche nach einem lebensrettenden Medikament für ihren Vater, den sie nach der kurz zuvor verstorbenen Mutter nicht auch noch verlieren wollen. In Life is Strange (2014) geht die Teenagerin Max mysteriösen Ereignissen an ihrem College auf den Grund – und überwindet gleichzeitig viele Hürden auf dem Weg zum Erwachsenwerden. In This War of Mine (11 Bit Studios 2014) trifft sich eine kleine Gruppe von Zivilistinnen und Zivilisten während eines Bürgerkriegs in einem zerbombten Haus und muss fortan alle Widrigkeiten eines bewaffneten Konflikts überstehen und insbesondere auf die Frage, was man um des reinen Überlebens willen alles tun darf, eine Antwort finden.
Es zeigt sich, dass das Erzählen einer Geschichte ein zentrales Element in zahlreichen digitalen Spielen darstellt. Und da laut JIM-Studie 2016 etwa zwei Drittel aller Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren täglich oder mehrmals wöchentlich digitale Spiele spielen, haben sicherlich auch viele von ihnen bereits Figuren durch ein Spiel begleitet, mit ihnen Aufgaben gelöst und Abenteuer überstanden. Dies ist der Ausgangspunkt für unsere Storytelling-Methode. Die Teilnehmenden tragen dabei ihre selbst in digitalen Spielwelten erlebten Geschichten vor und geben einen Einblick in den Handlungsverlauf, ähnlich wie es ‚früher‘ mit Büchern unter der Leitfrage „Was hast Du in den Ferien gelesen?“ getan wurde, nur dass es eben jetzt heißt: „Was hast Du in den Ferien gespielt?“
Die Methode umfasst drei Phasen. Zunächst wird mit einigen Fragen über Geschichten und die Tätigkeit des Erzählens ein Einstieg in das Thema ermöglicht. Danach wird ein theoretischer Input zum Thema Storytelling gegeben. Abschließend erfolgt eine praktische Übung, bei der die Teilnehmenden das Schema des klassischen griechischen Dramas auf ein digitales Spiel ihrer Wahl anwenden und anhand dessen seine Geschichte erzählen.
Die Methode wurde im Rahmen der Konferenz games4interaction im Kontext des vom BMFSFJ, der bpb und des MFKJKS NRW geförderten Projekts „Ethik und Games“ entstanden.